Tag 2 – Misserfolge sind lehrreich

Erfolgreiche Innovationen zu benennen ist eine vergleichsweise leichte Übung wie Sie bereits gesehen haben. Eine etwas größere Herausforderung ist es, sich an eigene Misserfolge oder an die Flops anderer zu erinnern. Die eigenen Misserfolge werden oft durch Verdrängungsmechanismen aus der aktiven Erinnerung verbannt. Das ist jedoch nicht sehr hilfreich. Es ist eine Binsenweisheit, dass man aus Fehlern lernt. Was für Sie vielleicht neu ist, ist dass man, wissenschaftlich erwiesen, aus den Fehlern anderer bisweilen mehr lernt als aus den eigenen Fehlern. Das ist aber leichter gesagt als getan. Die Flops anderer werden oft nicht sichtbar, weil über Misserfolge keiner gerne spricht. Die Fehler, die Flops, die gescheiterten Projekte etc. werden unter den Teppich gekehrt.

Übung

Versuchen Sie es dennoch Flops zu identifizieren.

  1. Versuchen Sie also ein paar Innovationen zu finden, die Sie als nicht erfolgreich einstufen würden. Konzentrieren Sie sich auch hier wieder auf Ihr alltägliches oder Ihr betriebliches Umfeld.
  2. Warum waren diese Innovationen nicht erfolgreich? Versuchen Sie im Rückblick die Faktoren zu analysieren, die für den Misserfolg verantwortlich waren.
  3. Was können Sie für sich oder für Ihr Unternehmen aus dem Misserfolg lernen?

Innovation und Scheitern

Die Literatur zeigt jedoch auch, dass es in der Tat so ist, dass man aus den Fehlern anderer meist mehr lernt als aus den eigenen. Das hört sich zunächst nicht plausibel an, es gibt jedoch empirische Studien, die genau das überzeugend belegen. Darüber hinaus sagt die Attributionstheorie in der Psychologie genau das (Bledow et al. 2017; KC et al. 2013):

Die Attributionstheorie erklärt uns zunächst welcher Ursache wir Scheitern und Erfolg zuschreiben. Diese Zuschreibung ist wichtig, wenn wir aus dem Erfolg bzw. dem Scheitern lernen können. Hier eine kurze, vielleicht simplifizierte, Darstellung der Theorie:

Menschen tendieren dazu eigenes Scheitern externen Faktoren zuzuschreiben. Im Kontext von gescheiterten Innovationsprojekten könnte das ein Verweis darauf sein, dass sich – ohne das Zutun des Unternehmens – die wirtschaftlichen Bedingungen verschlechtert haben, dass bestimmte externe Veränderungen nicht vorhersehbar waren etc. – Sie kennen sicher eine ganze Reihe dieser Art von Zuschreibungen. Wenn das eigene Scheitern aber mit externen Faktoren erklärt wird, dann sind die Möglichkeiten daraus zu lernen sehr beschränkt – um nicht zu sagen: nicht vorhanden.

Wenn, wie die Attributionstheorie behauptet, der eigene Erfolg durch eigenes Können und durch die eigenen hervorragenden Fähigkeiten erklärt wird, auch dann kann man daraus nicht wirklich viel lernen. Das Können und die Fähigkeiten sind ja eh schon ausgezeichnet.

Wenn Andere Erfolg haben, dann tendieren Menschen dazu, diesen Erfolg externen Faktoren zuzuschreiben: Günstige Bedingungen, Glück, etc. Auch das kennen Sie. Welches Lernpotenzial sich in dieser Zuschreibung verbirgt, das können Sie selbst erahnen.

Das Interessante an der Attributionstheorie ist, dass sich Menschen – wenn sie sich denn so verhalten, wie die Theorie das beschreibt – das Scheitern Anderer mit deren (fehlenden) Fähigkeiten und Können erklären. Hier liegt enormes Lernpotenzial, insbesondere können wir in dieser Situation versuchen, die Hintergründe des Misserfolgs zu beleuchten. Dazu ist es nötig viel tiefer in die Gründe des Scheiterns einzudringen als es beim Lernen aus Erfolgen nötig wäre. In letzterem erliegen wir gerne der Versuchung, aus dem Erfolg ein Rezept zu entwickeln und bei nächster Gelegenheit dieses dann auch umzusetzen. Wenn wir aus Scheitern lernen, dann geht es nicht darum Rezepte zu erkennen, sondern dem Scheitern auf den Grund zu gehen, um in Zukunft Ähnliches, Analoges oder Vergleichbares zu vermeiden.

Aus Fehlern lernen

Innovation & Failure. The Basis for Building the Future (in Englisch) – Bernd Ebersberger, MIT Conference 2017